Zygmunt Krauze

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*  19. September 1938

von Martina Homma

Essay

Die Klavierwerke, die Krauze als einzige Kompositionen seiner ersten Studienjahre in seinen Werkkatalog aufnahm, verweisen zunächst mit Titeln wie Zwei Inventionen (1958), Praeludium, Intermezzo, Postludium (1958) oder Monodie und Fuge (1959) auf die vorklassische Tradition. 1960, noch während seiner Studienzeit, spricht Krauze dann mit Ohne Kontraste (1960) erstmals die Idee einer konflikt- und entwicklungslosen musikalischen Form an, die den Komponisten bis in die 70er-Jahre beschäftigt. Mit Five Unitary Piano Pieces benannte er 1964 deren Inspirationsquelle: den Gedanken des „Unismus“, wie er im rhythmischen Fluß der Dichtung von Julian Przyboś fruchtbar wurde und wie ihn in den 20er-Jahren Władysław Strzemiński (nachzulesen in Dualizm i unizm, Wroclaw (Pisma) 1975, 37–59) für die Malerei erläuterte, als Betonung der eindimensionalen Geschlossenheit der Bildfläche, als Eliminierung sowohl der Perspektive als auch der Illusion von Bewegungshaftigkeit.

In Krauzes Übertragung dieser Vorstellung auf die Musik möchte „Unismus“ so allgemeine Formgrundlagen wie Kontrast, Variante, Wiederholung, Ableitung, Entwicklung umgehen; dies impliziert einen weitgehenden Verzicht auf metrischen Puls, auf Kontraste der Harmonik, Dynamik, Klangfarbe, der Faktur und des Ausdrucksprofils. In den Five Unitary Piano Pieces (1964), in denen die Tondauern lediglich als Orientierungswerte mittels Zahlen unter den einzelnen Notenköpfen ...